Eins, vier, sieben, acht, null
Es war Sonntag, der 16. März 2003, als Steffi und ich es mit der Angst zu tun bekamen. Wir standen in einem Waldstück mitten in den Weiten Südschwedens. Die Abendsonne kündigte sich an, es wurde kühler. "Die haben uns vergessen", sagte Steffi und schüttelte traurig den Kopf. Wir wussten nicht mehr weiter.
In einem Reisebüro hatten wir eine Ferienhütte gebucht. Sechs Tage lang einfach mal abschalten, das war der Plan. Jetzt standen wir vor dieser roten Hütte, die genauso aussah wie im Prospekt - aber die Tür war verschlossen. Kein Mensch weit und breit. Nur Steffi und ich, und unser alter, roter Peugeot 306.
"Die Schlüsselübergabe kann zwischen 16 und 20 Uhr stattfinden. Sie müssen jedoch immer der Schlüsselübergabestelle über ihre vermeintliche Ankunftszeit Bescheid geben". Immer und immer wieder lasen wir uns die Novasol-Reiseunterlagen durch. Was hatten wir falsch gemacht? Nichts. Sten Henriksson aus Klippan, der Besitzer, hatte Post von uns bekommen. Das glaubten wir zumindest. Doch er ließ sich nicht blicken.
Würde uns Sten Henriksson im Schlaf überfallen?
Auch die Telefon-Hotline des Reiseveranstalters war über die angegebene Nummer nicht zu erreichen. Kein Wunder an einem Sonntag. Es blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten und womöglich die Nacht im Auto zu verbringen. Die wildesten Räuberpistolen schossen uns durch den Kopf. Würde Sten Henriksson kommen und uns im Schlaf überfallen? Kein schöne Vorstellung. Henning Mankells Kurt Wallander hatte seine Spuren hinterlassen.
Etwa gegen halb acht schaute ich mir das Haus noch einmal genauer an und fand an der Tür einen unscheinbaren, kleinen, grauen Kasten. Ich öffnete die Klappe. Dahinter verbarg sich ein schwarzer, abgenutzter Zahlenblock. Sollte das die Lösung sein? Ich lief zum Auto, überprüfte ein letztes Mal die Unterlagen und fand - den "Schlüsselbox Kode". Eins, vier, sieben, acht, null. Wir waren drin. Und konnten einfach nicht mehr vor Lachen. Vier Stunden standen wir vor unserem Ferienhaus, waren nervlich am Ende. Und dann war alles so einfach. 14780.
Acht Jahre ist das inzwischen her. Es war ein toller Urlaub. Mit ausgedehnten Waldspaziergängen. Mit Stippvisiten in Helsingborg und Kristianstad. Mit echtem Kaminfeuer in unserer roten Schwedenhütte.
Die Buchungsbestätigung von damals fiel mir erst neulich beim Aufräumen in die Hände. Und da kamen all die Erinnerungen wieder hoch. Auch an unser schönes Schlüssel-Erlebnis. Das ist jetzt aufgeschrieben, auch wenn es sich laut Steffi im Detail etwas anders zugetragen hat.
Noch mehr Geschichten aus der gemeinsamen Geschichte von Steffi und Thomas gibt es demnächst in diesem Blog. Oder spätestens am 19. August bei unserer Hochzeit.


